Cami de Cavalls, Tag 8: Cala en Porter – Son Bou
Unser letzter Tag an der Südküste beginnt recht früh und um 9 Uhr sind wir bereits am Ortsausgang. Wir laufen in die Schlucht, d.h. ins Landesinnere. ‘Laufen’ is geringfügig übertrieben, denn die alte Frau humpelt ganz schön was zurecht. Fuß noch immer aua. Doch mit einem eindeutigen Wink des Schicksals findet sich gleich zu Beginn der ideale Wanderstock und so hinke ich frohen Mutes durch die Gegend. Zunächst geht es durch Obstplantagen und kleinere Zeichen von Zivilisation – doch recht bald sind wir wieder richtig drin in der Pampa. Wir ziehen ca. 5 km durch die Felder bis zum Abzweig zur Torre d’en Gaumès. Dies ist die Ausgrabungsstätte einer talayotischen Siedlung aus dem Jahr 1400 v.Chr. (vielleicht wars auch 1401).
Nach all dem Ackerland ein wahres highlight, und somit tarnen wir unsere Rucksäcke im Gebüsch und springen mal eben die 1.5 km zum Sightseeing. Wir müssen später von hier aus weiter, also eh wieder zurück, außerdem hat man ab einem gewissen Punkt ner Trekkingtour keine Lust mehr auf Rucksack – und der ist jetzt gekommen. Wir lassen sie ohne schlechtes Gewissen zurück und fühlen uns glatt 10 Kilo leichter – vielleicht weil wirs einfach auch sind.
Ja, die Torre d’en Gaumès: Ich sag jetzt mal, es war ganz interessant. Leute die sich für archäologische Fundstätten und so Dinge interessieren, bringen hier sicher den ganzen Tag zu. Wir bringens zumindest zu einigen Ah’s und Oh’s, gelegentlich zusammengefasst in Ah-Soooh?!’s. Naja. Da wurden halt aus den allgegenwärtigen Steinen Wachtürme, Versammlungshallen und Wohnhöhlen gebaut. Gut zu wissen. ;)
Nach 45 Minuten Abstecher machen wir uns auf den Rückweg, wir haben ja noch was vor (uns) heute. Zunächst mal 2,6 km bis zur Cala de Llucalari. Wieder ne Bucht, wieder völlig anders als die, die wir bereits hier im Süden gesehen haben. Sie ist recht klein und komplett felsig, einen Sandstrand findet man hier nicht (scheinbar ist der ganze Sand rüber nach Son Bou geschleppt worden). Die Bucht ist von recht steilen Felsen eingeschlossen, wieder ein Paradies für Kletterer. Wir machen hier ein Päuschen, kraxeln ein bisschen rum und machen uns dann auf den kurzen Weg nach nebenan, also Son Bou, wo wir heute übernachten. Der Ort insgesamt ist eine Touristenhochburg, mittelmäßig unschön. Unser Apartment liegt am gegenüberliegenden Ortsende, dort wird es wieder gemütlicher und der Apartmentkomplex ist so schön wie groß (also sehr!). Es ist erst 5 als wir eingecheckt haben, also gammeln wir erstmal ne Runde im Pool und gehen dann gemütlich unser Abendessen jagen. Ich schwatze so ewig mit den Rezeptionsmitarbeitern, dass das Nudelwasser überkocht, erfahre jedoch Hilfreiches und viel Freundlichkeit sowie echtes Interesse an der Tatsache dass es Leute gibt, die einmal um die ganze Insel laufen und das Urlaub nennen. Selbst kennt man sich weniger gut aus auf der eigenen Insel (klar, mit knapp 700 km² ist sie immerhin kleiner als Berlin) – man hat aber von einigen Buchten schon mal gehört und auch vom Camí de Cavalls. Ich preise in den höchsten Tönen Land und Leute und man freut sich über die Erkenntnis, dass die Insel landschaftlich so viel zu bieten hat. Tja, wenn nur die viele Arbeit nicht wäre. ‘Arbeiten wo andere Urlaub machen’ ist also scheinbar doch nicht mehr als ein blöder Slogan und definitv nicht immer das Idealkonzept.
Abends haben wir noch mal Lust auf Strand, zu dem man nur vom Ortskern her Zugang hat (uns hier hinten versperrt ein Feuchtgebiet den Seeblick). Der Weg wird von einem supertollen Sonnenuntergang belohnt und sicher auch dem ein oder anderen Schluck Rotwein aus der Pulle.
So, das war der Süden Ihr Lieben. Westlich nebenan liegt gleich Sant Tomàs, von wo wir uns vor 5 Tagen verabschiedet haben. Hier unten ham wirs also, es war ein Traum! Wie immer lass ich ein Stück meines supergroßen Herzens hier und ich sag Euch: hier ist es bestens aufgehoben!
Bis morgen, wieder aus dem Norden. ¡Adiós!
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