Lombok: Einmal mit posten aussetzen?
Backpacking Indonesien: Lombok
Boa Lombok, seit Tagen suche ich verzweifelt nach Worten. Was schreib ich über Dich? Ich erzähle so gerne Schönes, bin so gern begeistert. Das machst Du einem nicht leicht.
Ich hadere jetzt seit einiger Zeit mit meinen Empfindungen und kann mich nicht so recht entscheiden, was ich von Dir halten soll!
Landschaftlich bist Du ja wirklich schön. Du hast alles, was man braucht unterwegs in Südostasien: Reizvolle Landschaft, üppige Vegetation, traumhafte Strände. Weißt Du, ich brauche keinen Luxus, bin Land, Leuten, Traditionen und Religionen gegenüber wirklich offen und immer froh, am „echten“ Leben vor Ort teilhaben zu können. An Deinem fehlenden Standard kann meine Ambivalenz also nicht liegen. Und gute Gastgeberqualitäten sollten doch in Deiner muslimischen Gesellschaft tief verwurzelt sein. Warum komm ich also nicht klar mit Dir?
Tourismus ist erst im letzten Jahrzehnt ein Thema für Dich geworden, so viel habe ich gelernt. Das ist nicht viel, das verstehe ich. Aber ich erwarte ja auch keine superentwickelte Infrastruktur. Ein paar weniger Müllberge in deiner schönen Landschaft wären doch aber sicher machbar! Und irgend ein gefüllter Geldautomat nördlich von Bangsal auch gut für den Umsatz, meinst Du nicht? So viele Besucher kommen hier her (so wie wir) um Trekkingtouren auf den Rinjani zu unternehmen, das kann eine sichere Einnahmequelle für Deine Bewohner hier sein. Aber das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, sonst wird man sauer. 800K für das einzige Zimmer mit warmer Dusche – das sind 50 Euro. Das würde ich nicht mal in Deutschland bezahlen! Plus 5% Kreditkartengebühr weil man nicht an Bargeld kommt. Vermietet mit WLAN, welches nie funktioniert. Auf Rückfrage erhält man dann die Antwort, dass es ja WLAN gibt und man nichts dafür kann, dass es nicht geht. Ich zahle also für eine theoretische Wahrscheinlichkeit? Das ist nicht gut …
Überhaupt habe ich hier ständig den Eindruck, dass jeder nur ans schnelle Geld will. Um jeden Preis. Das stellen wir auch im Süden fest, als wir in Senggigi eintreffen. Die Stadt ist uns zunächst sehr sympathisch, liegt direkt an einem supertollen Strand und hat eine Menge kleiner Geschäfte und Bars. Wir sind sehr hoffnungsvoll als wir ankommen. Nach ungefähr einer Stunde legt sich das. Es scheint unmöglich, an verlässliche Informationen zu kommen – nachprüfen können wir nichts da auch hier kein WLAN verfügbar ist. Obwohl es natürlich auch immer wieder mit vermietet bzw. angeboten wird. Als wir dann in einem Restaurant (mit gehobenem Standard übrigens) noch mal so richtig über den Tisch gezogen werden haben wir die Nase voll und reisen früher als gedacht ab nach Bali.
Als in Bangsal, unserem Abreisehafen, noch mal die große, systematisch geplante Abzocke passiert, kann ich einfach nur noch fluchen über Deine Leute hier. Schau mal, wenn ich ein Ticket kaufe welches alle Transfers beinhaltet (Senggigi – Bangsal – Bali) und dafür ordentlich Geld bezahle, warum muss es dann sein dass man am Hafeneingang abgesetzt und einem ein „Shuttle“ zum Pier per Cidomo für 50K vor die Nase gesetzt wird? Dass man dafür zusätzlich Geld will erfahre ich aber erst auf Nachfrage (Gott sei Dank VOR dem Einsteigen), muss dann mit einiger Anstrengung meinen Mittelfinger im Zaum halten und laufe lieber – aus Prinzip. Die meisten fragen nicht – mit der entsprechenden Konsequenz.
„Pier very far“ funktioniert bei mir nicht, ich war hier schon mal und weiß, dass es so „far“ nun auch wieder nicht ist. Diesen Kilometer Fußweg verbringe ich nur noch fluchend (auf Deutsch, so richtig will ich ja dann doch niemanden beleidigen) und bin froh, hier wegzukommen.
So funktioniert das nicht, Lombok, mach das Deinen Leuten klar. Es tat mir wirklich leid immer wieder Reisende zu treffen, die sich mit ‘Nie wieder!’ von Dir verabschieden – aber verstehen kann ich sie absolut. Dein Potenzial ist wirklich da … und jetzt wird mir klar wozu mir die ganze Zeit die Worte fehlten: Ich fühlte mich als Besucher, als Mensch, nicht willkommen. So einfach kann man das wohl auf den Punkt bringen.
Das heißt, jetzt musst Du entscheiden, ob Du uns Fremdlinge wirklich haben willst und dann idealerweise dafür sorgen, dass sie irgendwie zufrieden sind, Dich weiterempfehlen oder selber wiederkommen. Und damit Deinen Bewohnern ein langfristiges Ein- und Auskommen verschaffen sowie uns allen ein tolles Reiseerlebnis.
Dies mein Rat für Deine Zukunft. Zero Zero?!*
Alles Gute Lombok, machs gut – und irgendwie besser…
*Mit Zero Zero grüßt sich die einheimische muslimische Gesellschaft jetzt, zum Ende des Ramadan. Bedeutet ‘Alles vergeben und vergessen, alles auf Anfang’.
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