Im Rausch der Sinne auf der Insel der Götter, Teil 2
Backpacking Indonesien: Bali
Ubud und Pura Tanah Lot
Ubud, Balis Herz in puncto Kunst und Kultur. Die 30.000 Einwohner zählende Kleinstadt im Zentrum Balis überrascht uns mit ihrem Selbstbewusstsein, sie wirkt so ganz anders als die Orte im Norden. Alles ist irgendwie strukturierter, mit einer schon fast westlichen Durchdachtheit. In den Geschäften vielfach Festpreise, man zahlt mal wieder direkt mit Kreditkarte, der Müll wird getrennt. Oder verarbeitet zu Kunst. ‘Organic’ ist angesagt, egal ob im Restaurant oder im Klamottenladen. Überhaupt mutiert Ubud zur Gesundheitsmetropole, Yoga- und Meditationszentren allerorts, spirituelle Heiler sind hier in größerer Dichte zu finden (oder vielleicht einfach nur öffentlichkeitswirksamer) als anderswo auf der Insel.
Wir haben großes Glück und wohnen in einem homestay (also einem Zimmer auf einem Familienanwesen) bei Putu und seiner Frau und den zwei Kindern und Oma. Und dem Bruder mit Familie gleich nebenan und einem völlig ignoranten Hund. Und alle sind einfach nur lieb und herzlich. Vor allem seine Mama habe ich tief in mein Herz geschlossen, mit der ich, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen, eine sagenhafte Kommunikation hatte. Sie erklärt mir gestenreich, wie man die Geister richtig füttert und bringt mir ein wenig Indonesisch bei und als wir uns eines Abends unverhofft im Tempel treffen ist es, als gehören wir wirklich irgendwie zur Familie.
Doch meine Hauptinformationsquelle ist Putu. Wie in Asien üblich ergibt sich trotz der ständigen Betriebsamkeit immer wieder Zeit für einen Schwatz, somit bleiben all meine Fragen zu Land, Leuten, Traditionen und Ritualen nie lange unbeantwortet. Diese Gespräche geben meinem Bali-Verständnis noch einmal eine völlig neue Dimension. Als er mein Interesse an den lokalen Traditionen spürt, empfiehlt er uns derart viele Unternehmungen und Zeremonien, dass wir schon nach einem Tag unsere Aufenthaltsdauer auf eine Woche verlängern. Das können wir uns unmöglich entgehen lassen, schon gar nicht, wenn wir alle Infos aus erster Hand kriegen. Das hat schon noch mal eine ganz eigene Authentizität, so ein Leben bei einer balinesischen Familie! Undenkbar wie fade unser Aufenthalt in einem Hotel gewesen wäre … (Vermutlich wären wir dann doch früher oder später im Heiligen Affenwald gelandet, der eine der Haupt-Touri-Attraktionen Ubuds darstellt, die wir gekonnt ausgelassen haben). So aber hatten wir ein fast schon Zuhausegefühl, nicht zuletzt, da den ganzen Tag über eine Kanne mit frischem Tee auf dem Tisch stand …;)
Was sollte man in Ubud nicht verpassen? Klar, erstmal die Stadt erkunden. Die ist ziemlich überschaubar, das geschäftige Treiben spielt sich fast alles zwischen den drei großen Straßen Jalan Hanoman, Monkey Forest und Raya Ubud ab. Doch auch mal in die Seitenstraßen abbiegen, hier gibt es oft kleine feine Designlädchen oder einfach nur ein bisschen Ruhe entlang der in Ubud recht prächtigen Familienanwesen.
Als ich einen Stadtkoller bekam, schleppt mich Putu aus selbiger und wir laufen durch die Reisterrassen und reden. Über das Leben hier und das Leben in Deutschland und wie wichtig es ist, gelegentlich den Horizont zu sehen. Und eine zeitlang reden wir auch nicht, auch das geht gut.
Ansonsten bietet Ubud wie oben bereits erwähnt jede Menge Wellness, Joga- und Meditationskurse und vieles für spirituelle Selbstfindungstrips. Einen nachmittäglichen Abstecher zum ca. 10 km entfernten Meerestempel Pura Tanah Lot sollte man sich nicht entgehen lassen, hinter welchem die Sonne direkt im Meer versinkt (siehe Tips in den Tourdetails!).
Ansonsten gibt’s Trekkingtouren zum Vulkan Mount Batur oder Fahrradtouren durch die Reisterrassen, abends findet immer in irgendeinem Tempel eine Kecak-Aufführung statt. Der Kecak ist ein ritueller Feuer- bzw. Trancedance, welcher von 100 Vokalisten und einigen Tänzerinnen zelebriert wird. Erzählt wird dabei die Geschichte des Prinzen Rama, Erläuterungen liegen im Vorfeld in mehreren Sprachen bereit.
Also: Ubud auf keinen Fall entgehen lassen! Ein weiterer wichtiger Schatz in Balis unglaublicher Vielfalt.
Und obwohl ich hier nach ein paar Tagen plötzlich ohne Kreditkarten und damit ohne Geld dastehe, feiere ich auf einer großen Bestattungszeremonie als wäre es ein Freudenfest. Ein bisschen ist es das ja auch.
Bali macht mich ganz durcheinander. Setzt mich aber auch neu wieder zusammen.
Om Santi, Santi, Santi (Balinesische Abschiedsformel = Möge überall Frieden sein)
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