Vielleicht irgendwann später…
Backpacking Indonesien: Die Gili Islands
Äquatortaufe! Erstmalig überfliegen wir den längsten Breitengrad und schauen mal, was auf der Südhalbkugel der Welt passiert. Zielland ist Indonesien. Nach einer (sehr) kurzen Übernachtung in Jakarta geht es gleich weiter nach Mataram auf Lombok wo wir feststellen wie froh wir sind, endlich wieder in unserem überdimensionierten Gewächshaus angekommen zu sein. Und gleich gehen die Debatten am Flughafen los, was Taxikosten und sonstige teils undefinierbare Dienstleistungen angeht. Wie überall ist es auch hier ratsam, in diesem Punkt informiert sprich vorbereitet zu sein, denn es werden alle Register gezogen, um einen guten Schnitt mit offensichtlichen Fremdlingen zu machen (Hinweise dazu in den Tourdetails!).
Wir wissen, kennen und verstehen das und klären die Fronten, was uns einen guten Transferpreis zum Hafen Bangsal sichert und dort gleich auch ein preislich korrektes Ticket für ein public boat auf die Gili Islands. Der Weg zum Ticketoffice in Bangsal gleicht einem Spießrutenlauf durch „kein Boot am Sonntag“ (wahlweise Montag, Dienstag … je nach dem, welchen Wochentag man gerade schreibt) oder „letztes Boot schon weg“, um Unkundigen die sehr viel teureren Chartertickets anzudrehen. Nach ein paar klaren Ansagen und einem gnädigen Lächeln versteht man dann aber sehr schnell, mit wem man es machen kann – oder auch nicht. Man wahrt das Gesicht mit einem Heiratsantrag – ich lehne erstmal ab. Maybe later …
Dieses „vielleicht später“ steht voll und ganz für die Gili Islands. Die besagten öffentlichen Boote folgen keinem Zeitplan, los geht’s, wenn ein Boot mit 30 Personen und diversem Kram voll besetzt ist. Oder vielleicht auch später ;). Warten ist jedoch im Hafen von Bangsal eine unterhaltsame Angelegenheit, macht also nix. Unser erstes Ziel ist die Gili T, kurz für Trawangan oder Tralala. Sie ist die größte und lebhafteste der drei Trauminseln nordwestlich von Lombok. Was sie eint: endlos weiße Sandstrände, türkisblaues superklares Wasser, keine Autos oder Motorräder. Fortbewegung passiert hier zu Fuß, per Fahrrad oder Cidomo, einem kleinen bunten Pferdewagen.
Wir wohnen sehr naturverbunden in einem homestay im Inneren der Insel bei einer superlieben Familie. In weniger als 10 Minuten ist man mit dem Fahrrad am belebten Oststrand der Insel, wo Tür an Tür Hotels, Bars, Restaurants und Tauchschulen zu finden sind und das nächtliche Partyleben tobt. Alle anderen Bereiche der Insel sind relativ dünn besiedelt und damit sehr ruhig. Insgesamt ist Gili T (wie auch die anderen beiden Gili-Inseln) absolut geeignet zum Entschleunigen. Hier steht die Zeit still, die Unternehmungen beschränken sich auf Strandwanderungen (ca. 4 h einmal rum), durchs Dorf trödeln, schwimmen, schnorcheln, in den Strandbars liegen. Und all das kann man „vielleicht auch später“ machen. Wir verlieren völlig unser Zeitgefühl. Zwei Tipps für abends: Essen auf dem Nachtmarkt nahe des Piers. Typisch asiatische Garküchen um einen großen Platz mit Tischen und Bänken, hier trifft sich das Backpackervolk zum preiswerten und super leckeren Abendessen. Danach geht’s in die Irish oder Sama Sama Bar, letztere war unser Favorit, da reggaelastige Livemusik. Tolle Stimmung unter dem Motto „Save water drink beer“. Okay, sama sama (=gern geschehen).
Nach zwei Tagen ziehen wir weiter auf die Gili Air. Insgesamt etwas ruhiger als die Gili T, ansonsten ähnliche features. In etwa 3 Stunden ist man einmal rund um die Insel getrödelt, vor der Ostküste spannendes Riff zum Schnorcheln direkt vom Strand aus. Es gibt aber diverse Schnorcheltouren, die innerhalb eines Tages mit dem Boot die besten Spots aller drei Gili-Inseln anfahren. Schöne Strandbars auch für abends, doch nirgends richtig große Partys, was auch mal schön ist. Wir wohnen wieder in einem homestay bei Sabar, der 3 Bungalows und einen Warung (kleines Restaurant mit einheimischer Küche) betreibt. Auch auf der Gili Air ist es ratsam, etwas im Inselinneren zu übernachten, da das Preis-Leistungsverhältnis an der Beachfront meiner Meinung nach überhaupt nicht stimmt. Wer auf den Gilis asiatisch-günstige Preise erwartet, wird negativ überrascht werden. Mit Übernachtungen im homestay oder Essen in familienbetriebenen Warungs passt das jedoch alles wieder.
Auf Gili Air finden wir überdies heraus, dass ein „vielleicht später“ als Absage allemal netter ist, als ein klares Nein. Eis? Abendessen? Schnorcheltour? Nirgends kommt man vorbei ohne freundlich zum Konsum aufgefordert zu werden. Über ein „maybe later“ freut man sich und sieht es nicht als verbindlich an. Bei Schleppern am Hafen oder Armbandverkäufern am Strand jedoch bitte eine Ausnahme machen – hier reicht nicht ein und nicht zwei Neins, am Besten hilft hier immer noch ignorieren. Auch wenns schwer fällt.
Zur Gili Meno machen wir lediglich einen Tagesausflug von der Gili Air. Die Meno ist die unerschlossenste der drei Gilis und ist meines Erachtens ideal geeignet für Honeymoon und Pärchenurlaub. Kaum Hotels oder Bungalowanlagen, ein traumhafter Strand um die gesamte Insel. Mir wärs auf Dauer ZU ruhig, für einen Tag jedoch absolut schön zu sehen.
Fazit: Drei wirkliche Kleinode in der Java See, absolut sehenswert. Gut zum Ankommen oder Runterkommen nach einem Baliaufenthalt. Recht überteuert, es gibt jedoch immer auch preisgünstige Alternativen (Übernachtungen in homestays im Inselinneren, Essen im Warung oder Garküchen, Nutzung der öffentlichen Boote). Preise unbedingt vorher verhandeln, es wird immer gern versucht, die Touristen abzuzocken. Im Inselinneren jedoch leicht, Kontakt zu sehr netten Einheimischen zu kriegen. Achtung bei der Wahl der Reisezeit: Zwei relativ große Moscheen auf Gili T, von denen während des Ramadan teils stundenlange Gebete über Lautsprecher auf der gesamten Insel zu hören sind. Leichte Einschränkungen bei Partys mit Livemusik, hier ist während des Ramadan um 24:00 Uhr Schluss. Dennoch empfehlenswert, jetzt gleich und sofort … or maybe later.